Interview

Das Krankenhaus Lahnhöhe ist für seine therapeutische Vielfalt bekannt. Dr. Henning Elsner, Hannes Kölle und Gabriele Vogt stellen das Krankenhaus vor.

Was sind die Besonderheiten im Krankenhaus Lahnhöhe?

Hannes Kölle

Wir bieten unseren Patienten somatische, psychosomatische und psychotherapeutische Medizin an, aber vor allem zusätzlich die besonderen Therapierichtungen, wie z.B. naturheilkundliche Behandlungen, Homöopathie, anthroposophische Medizin und Ernährungsmedizin. Mit dieser Kombination sind wir ziemlich einmalig.

Gabriele Vogt

Im pflegerischen Bereich suchen wir eine besondere Nähe zum Patienten. Wir betonen insbesondere auch den körperlichen Aspekt, vor allem durch die Äußeren Anwendungen, wie Wickel, Auflagen und Rhythmische Einreibungen, da wir durch die Berührung einen sehr intensiven Kontakt zum Patienten bekommen.

Dr. Henning Elsner

Wir haben uns immer bemüht, keine Fachabteilungen herauszubilden. Unser interdisziplinärer Ansatz ermöglicht individuelle Behandlungswege für die Patienten statt Spezialistentum auf Fachabteilungen. Die Ärzte sind als Generalisten aufgerufen, immer Seele und Geist der Patienten mit anzusprechen, sowohl bei primär leiblichen Erkrankungen als auch bei seelischen.

Wie ist Ihr Verhältnis zur Schulmedizin?

Hannes Kölle

Die Schulmedizin hat ihre Domäne in der Akutmedizin. Wir behandeln schwerpunktmäßig akute Dekompensationen langwieriger, lebens- und ernährungsbedingter Krankheitsbilder, bei denen die besonderen Therapieverfahren komplementär einbezogen werden.

Gabriele Vogt

Als Pflegende unterstützen wir diese Prozesse. Wir helfen den Patienten bei der Erkennung der eigenen Selbstheilungskräfte. Gemeinsam mit den Ärzten versuchen wir eine neue Sichtweise auf die Krankheit zu vermitteln.

Dr. Henning Elsner

Schulmedizin ist eine notwendige Grundlage, aber sie reicht nicht aus, um der Vielfältigkeit der praktischen Fragen, die sich im Leben eines Arztes und Patienten am Krankenbett stellen, therapeutisch umfassend zu begegnen.

Hat Ihr Krankenhaus eine Vorreiterrolle in bestimmten Bereichen?

Dr. Henning Elsner

Neben den Bereichen Homöopathie und Naturheilverfahren sowie Psychotherapie und Psychosomatik sind wir besonders in der Ernährungsmedizin innovativ. Außerdem haben wir im Bereich der Gruppenpsychotherapie und der systemischen Arbeit mit Familienaufstellungen in stationären Konzepten sehr früh neue Ideen entwickelt, und das auch im anthroposophischen Umfeld. Wir machen Beziehungsmedizin und wenden uns an die Kraft des Ichs jedes Menschen.

Was gibt es bei Ihnen nicht?

Hannes Kölle

Wir bieten keine Intensivmedizin an und akute Interventionen nur da, wo es nötig ist. Außerdem gibt es bei uns keine operativen Leistungen, keine Psychosebehandlung, auch keine Drogen- oder Suchtbehandlung.

Was sind Ihre wichtigsten Schwerpunkte?

Hannes Kölle

Unser Schwerpunkt liegt bei den psychotherapeutischen Diagnosen, insbesondere bei den depressiven Krankheitsbildern und Angsterkrankungen. Die Essstörungen spielen traditionell eine besondere Rolle, und in den letzten Jahren sind die posttraumatischen Belastungsstörungen verstärkt hinzugekommen. Daneben haben wir die Gruppe der psychosomatischen Krankheiten im engeren Sinne, also chronische Darmerkrankungen, Asthma, chronische Polyarthritis, Neurodermitis und andere Hauterkrankungen.

Dr. Henning Elsner

Ich würde eigentlich immer die Psychosomatosen betonen, weil ganz viele Patienten mit somatisch erlebten Störungen und Somatisierungsstörungen zu uns kommen, d. h., dass Patientenprimär ein Ungleichgewicht auf körperlicher Ebene erleben und nicht zuordnen können. Erst im Laufe ihrer Patientenkarriere erkennen viele, dass ihre Beschwerden nicht nur körperlich oder nur psychisch bedingt sind, sondern integriert erfasst und behandelt werden müssen. Typisch hierfür sind heutige Zeitkrankheiten, wie Fibromyalgien oder das „Burn-out-Syndrom“.

Wie ist der räumliche Einzugsbereich des Krankenhauses Lahnhöhe?

Hannes Kölle

Annähernd die Hälfte der Patienten kommt aus einem Umkreis von 100 bis 150 km. Der andere Teil kommt aus dem ganzen Bundesgebiet. Inzwischen haben sich viele Ärzte, die bei uns an der Klinik gearbeitet haben, im Umkreis niedergelassen, sodass wir verstärkt Einweisungen aus dem Umkreis haben.

Was hat sich in der letzten Zeit bei Ihnen wesentlich geändert?

Hannes Kölle

 Es wird eine Frage des Überlebens sein, wie wir die Kernqualität unseres Behandlungsansatzes, der sich auch auf längere Behandlungs- und Liegezeiten stützt, in einer Zeit des Schubladendenkens und des Nachrechnens von Kosten weiter erhalten können. Vor allem durch die Fallpauschalen wird sich da im Gesundheitswesen einiges ändern. 

Bitte nennen Sie die wichtigsten Argumente für einen Patienten, in das Krankenhaus Lahnhöhe zu kommen.

Gabriele Vogt

Die Patienten werden bei uns als Individuum wahrgenommen, und zwar als Mensch, der von uns da abgeholt wird, wo er gerade steht. Die Kollegialität zwischen Ärzten und Pflegenden gewährleistet eine sehr gute, ganzheitliche Behandlung unserer Patienten.

Hannes Kölle

Im Unterschied zu anderen psychotherapeutischen Ansätzen berücksichtigen wir neben dem Körper-Seele-Dualismus die geistige Dimension des Menschen, die woanders oft weniger wahrgenommen wird.

Dr. Henning Elsner

Wir beteiligen den Patienten bei der Suche des bestmöglichen Behandlungsweges und bieten ihm an unserer Klinik langjähriges therapeutisches Wissen und Erfahrung sowohl auf dem Gebiet der Lehrmedizin als auch auf dem sehr schwer überschaubaren Gebiet der so genannten alternativen Medizin. Wer eine offene Art der anthroposophisch erweiterten Medizin sucht, wo keine Berührungsängste zur Psychotherapie und klassischen Homöopathie bestehen, der ist bei uns im Krankenhaus Lahnhöhe richtig.

Dr. Henning Elsner, Chefarzt, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Praktischer Arzt, Homöopathie und Naturheilverfahren, Anthroposophische Medizin (GAÄD)

Hannes Kölle, Oberarzt, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Allgemeinmedizin, Homöopathie und Naturheilverfahren

Gabriele Vogt, Stationsleitung, Krankenschwester

Das Gespräch führte Stephan Rotthaus.